Es gibt hunderte, wenn nicht sogar tausende Posts bei pocketfives die sich über scheinbar endlose Pechstränen und Ströme schlechter Karten und Bad Beats beschweren. Um das ganze dann noch schlimmer zu machen, fangen viele Spieler an gravierende Fehler zu machen, wenn sie das Gefühl haben dass Sie permanent schlechte Deals bekommen, was dann zu immer schwereren Verlusten führt. Bis hierhin nichts neues.
Was ich hier erklären möchte ist, dass die Möglichkeit eine Pechsträhne zu beenden fast völlig vom Spieler abhängt. Das Gefühl der Hilflosigkeit steigt meistens irgendwo in der Mitte einer solchen Phase auf. Der Spieler bekommt dann das Gefühl dass es nichts gibt, was er tun kann um zu gewinnen. Und egal wie viele Male er sein Geld sichern kann, es kommt Ihm so vor, als würde er nur verlieren. Sehen Sie den Fehler in dieser Denkweise? Kognitive Therapie hilft Menschen deren Depression stark durch negatives Denken verschlimmert wird. Das wird kognitive Verzerrung genannt. Kommt Ihnen das bekannt vor?
- Alles-oder-Nichts-Denken – Dinge werden immer nur im Absoluten gesehen, also mit Begriffen wie „immer", „jede", oder „niemals".
- Ãœber-Verallgemeinerung – Vereinzelte Vorfälle werden dazu genutzt über das gesamte Spielerlebniss zu verallgemeinern.
- Mentaler Filter– Es wird sich exklusiv nur auf einen kleinen (oft negativen oder aufregenden) Aspekt des Geschehens konzentriert und der Rest wird ignoriert.
- Emotionale Rationalisierung– Entscheidungen und Argumente basieren auf Gefühl und Emotion und nicht auf objektiver Realität.
- "Sollte" Feststellungen – Man konzentriert auf das was man denkt "sollte" oder „müsste" passieren, anstelle auf die reale Situation in der man sich befindet. Oder man hat sehr strikte Ideen dessen, was angeblich immer passiert oder passieren sollte, egal was die Situation genau ist.
Ich habe viele von diesen Posts untersucht und immer die gleichen Denkfehler gefunden, die sich konstant durch die Einträge ziehen. Hier sind einige typische Zitate aus Posts über Pechsträhnen, die meiner Meinung nach kognitive Verzerrung darstellen:
"Und der böse Kreislauf fängt von vorne an."
"Und immer und immer wieder, wenn ich tief in meinen Stack greife, versagt AA gegen 22. Und auch AA gegen AK funktioniert nicht."
"Ich habe die allerschlimmste Pechsträhne!" Es war schon am Anfang schlimm, aber nun ist es ein absoluter Albtraum – jede Karte die mir auf irgendeine Art schaden kann, kommt mit absoluter Sicherheit."
"Online Poker spielen ist wie sich immer und immer wieder aufzustellen um sich in die Weichteile treten zu lassen. Und die Tritte hören nicht auf."
"Die letzten zwei Wochen waren absolut brutal!"
"Totale Pechsträhne – kann kein einziges Rennen gewinnen. Nicht einmal wenn ich dominiere. Das geht seit einem Monat so, ich dampfe…."
[Bemerkung: Es kommen dann fast immer ein oder zwei Geschichten über Bad Beats. Wenn der Verlust von ein oder zwei Händen eine so dramatische Entwicklung für den Spieler darstellt, dann managed er offensichtlich sein Bankroll extrem schlecht.]
Was ich bei mir selbst und auch bei anderen Spielern festgestellt habe, sind gewisse Denk-Tendenzen wenn ich/sie erst einmal feststecken: Zum Beispiel verlieren Sie ihre Fähigkeit, spekulative Bluffs zu machen, oder Schwäche in ihren Gegnern zu identifizieren geschweige denn auszunutzen, weil Sie so sehr auf Ihre eigenen Karten fokussiert sind. Und dann machen sie oft regelrecht verzweifelte Einsätze nur um beweisen zu können wie viel Pech sie wirklich haben, und wie sie einfach nicht gewinnen können, weil so viele Esel im Spiel sind. Ach die Armen….
Manchmal machen sie sogar das Gegenteil, sie bieten zu viel auf ihre guten Hands weil sie Angst haben, ausgesaugt zu werden, und dadurch bekommen sie nicht den maximalen Wert in potenziell lukrativen Situationen. Jede schlechte Karte die kommt bestätigt dann die Pechsträhne. Aber das ist nicht Pech, das ist schlechter Poker, und schlechter Poker wird durch negatives Denken kanalisiert. Und negatives Denken führt dazu, dass der Spieler sich nicht mehr selbst für seine schlechten Ergebnisse verantwortlich macht.
Also, wie trainiert man seinen Geist aus der Fuge heraus? Spieler reden oft davon Ihr Spiel mithilfe von Spielverläufen zu analysieren. Und obwohl das eine unglaublich nützliche Strategie ist, aber sie umfasst nicht alles. Wenn Sie Ihren eigenen emotionalen Zustand nicht mit Abstand analysieren können, können Sie auch die Schwäche Ihrer Gegner nicht ausnutzen. Ich habe versucht einen Tilt-Radar für mich zu entwickeln und benutze ihn hauptsächlich im fortgeschrittenen Stadium in Turnieren. Ich kann feststellen, wer seinen Panzer angelegt hat ("Ich kann keine Karten kriegen!"), und wer aus Frust meinen Blind erhöht. Oder den, der sofort ablegt bei einem Pot-Steal. Die meiste Zeit kann ich dieses genaue Lesung meiner Gegner nur dann erfolgreich unternehmen, wenn ich an nur einem Tisch auf einmal spiele. Wenn Sie sich in einer schlechten Strähne befinden, versuchen Sie es mit Einzeltisch-Spiel, und damit, sich richtig auf die GESAMTE Action einer Hand zu konzentrieren. (Sie werden besser spielen, und sich besser fühlen – mit der Situation unter Kontrolle).
Beispiel: Spieler X setzt den halben Pot auf einen Flush Draw, und gibt beim Turn auf, als die erhoffte Karte nicht kommt, aber ich weiß auch, dass Spieler Y mit einem hohen Paar beim Turn und beim River niedrig mitgeht, wel er Angst hat, dass jemand bessere Karten hat. Ok, wir spielen Poker, und nicht "Lieber Gott, ich hoffe, dass all meine Karten gut sind heute, und wenn sie das nicht sind, dann habe ich eben immer noch eine Pechsträhne. Man ich habe vielleicht ein Sch…glück heute!" Wir können diese Informationen bei späteren Hands nutzen, und unseren Stapel aufbauen in dem wir uns diese Tendenzen einfach merken. Und schon sind wir aus der Dunkelheit der Frustration heraus! Vergessen wir Konzepte wie schlechte Karten, Bad Beats, etc., und konzentrieren uns darauf zu gewinnen, TROTZ unausweichlicher Geschehnisse.
Ok, jetzt fügen wir diese beiden Absätze zusammen. Wir wissen wie ein konstant vor Frustration dampfender Spieler denkt, und wir verstehen auch, von welchen Veränderungen in seinem Spielverhalten wir ausgehen können, weil er versuchen wird, über zu kompensieren. Wenn Sie denken können wir ein Jammerer, können Sie ihn auch schlagen. Benutzen Sie sich selbst als Modell und erinnern Sie sich daran wie es bei Ihnen war, als Sie das Gefühl hatten von der ganzen Welt und den Kartengöttern ungerecht behandelt zu werden, und Anzeichen dieses Verhaltens dann in ihren Gegnern suchen. Ich gucke auch ganz klar nach Anzeichen solchen Verhaltens in den Chat-Boxen: Ich liebe zum Beispiel Gegner, die jeden Bad Beat in der Chatbox kommentieren und öffentlich zur Schau stellen. Diese Gegner warten doch nur darauf, fertig gemacht zu werden…
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Auch ich habe negative Erfahrungen gemacht, welche natürlich ganz normal sind, und ganz schlecht reagiert. Das hat mich dann sagenhafte Summen Geldes gekostet. Viele meiner schlimmsten Schläge in Turnieren kamen mitten in einer schlechten Phase letzen Sommer, als ich mehrmals auf sehr blamierende Weise hintereinander aus Turnier-Finalen rausflog. Aber das echte Problem war, dass ich dann in darauf-folgenden Turnieren, zu einem gewissen fortgeschrittenen Punkt im Turnier einfror und anfing zu denken, „OK, jetzt, jetzt ist meine Chance! Ich muss die 4000 zurückgewinnen die ich diesen Monat verloren habe, hier und jetzt zurückgewinnen." Der Totalschaden war vorprogrammiert.
Einmal, es war spät im nächtlichen $150 bei Stars, und ich hatte einen ziemlich großen Stack erspielt mit ein paar guten Karten und eine bisschen Glück. Ich fühlte mich super! Mit nur noch drei Tischen und meinem großen Stack, hatte ich vor meine Gegner sehr schlecht zu behandeln… Ich wurde auf den Sitzplatz direkt links von Rizen gesetzt der einen ganz ähnlichen Chips-Stack hatte wie ich. Bei der ersten Blind vs. Blind Konfrontation erhöhte er und ich verteidigte, denn "Niemand vergreift sich an meinem Blind!" (Das ist Kriegsgefangenen-Denken, oder etwa nicht?) Vergessen wir, dass ich nur 6 2 offsuit hatte und dass Rizen nicht gerade ein loser Spieler ist. Der Flop kam mit einem Buben high, und ich hatte gar nichts. Aber ich hatte ja Position, so dass ich mir dachte ich wäre ja immer noch vorne, egal was passieren würde! Er setzte Max, und ich, um nicht zurück zu bleiben, erhöhte um das Minimum. (Ja, super gespielt, ich, erhöhe erneut und setze dabei meinen halben Stapel aufs Spiel und gebe ihm damit Chancen von 3947845 zu 1, wissend, dass ich total kaputt gehen werden, wenn er darüber geht!)
"Hey," dachte ich mir, "der denkt nach beim Spielen, und ich flehe ihn praktisch an, mitzugehen, damit er foldet!" Oops.
Der Grund warum ich diese Story erzähle ist der, dass ich eine schreckliche Entscheidung traf weil mein Kopf von dem Gedanken, dass ich dieses Turnier gewinnen MUSS vernebelt war (von dem Gedanken, dass die einzige Art zu gewinnen die ist, nicht einen einzigen Pot zu verlieren, und mir schon gar nicht von einem platzierten Spieler vorschreiben zu lassen, wie ich mich im Spiel verhalte, oder mich gar von ihm ausnutzen zu lassen). Ich hatte beschlossen wie ich spielen würde, und ich würde dabei bleiben, egal was die Situation ist. Das ist das ultimative Rezept für totales Versagen beim Poker. Es außerdem Nummer 5 in der verkürzten Liste der kognitiven Verzerrungen: „Soll-Aussagen" – die sich darauf konzentrieren was Sie denken das passieren „sollte" und nicht auf die reale Situation die sie durchleben, oder zu rigide Regelnbezüglich dessen, was Sie glauben was „immer" passiert, egal was die Umstände sind.
Vermeiden Sie es solche Fehler zu machen, und Sie werden merken, dass Sie viel näher an Ihre Langzeitziele herankommen, und dass Sie mit einem klareren Kopf spielen, und die Fehler Ihrer Gegner besser ausnutzen können.